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Text von Ben Perdue
Bild: Seana Gavin „Spiral Baby“

Eine Erkundung der rebellischen Wurzeln der Bomberjacke

In den Subkulturen ist kein anderes Kleidungsstück mit der Bomberjacke zu vergleichen. Sie ist heute relevanter denn je und das ultimative Crossover-Teil: von der Militärausrüstung über den Underground zum Mainstream, ohne ihre toughe Identität zu verlieren. Ihre rebellische Geschichte schreiben die Bewegungen, für die sie steht. Sie ist eher Totem als Jacke und einflussreich genug, um Jahrzehnte systemkritischen Stils zu überdauern. Scooter Boys, Buffalo Girls ... Die Jacke prägt den Look von Junglists, Casuals, Suedeheads, Breakdancern und Antifas.

„Eine weiße Leinwand für die Logos und Aufnäher, die unsere Zugehörigkeit ausdrücken. Die Bomberjacke mit ihrer demokratischen Ausstrahlung bedeutet für jeden etwas Anderes. Sie ist der Spiegel, in dem man sieht, was man sehen will.“

Künstlerin Seana Gavin (siehe Bild), deren Fotografien in der Ausstellung Sweet Harmony: Rave Today der Saatchi Gallery zu sehen waren, begleitete sie in den 90ern bei ihren Europareisen mit illegalen Soundsystemen. „Genau wie der rasierte Kopf und die weiten Hosen gehörte die Bomberjacke einfach dazu“, erinnert sie sich. „Mir gefiel das Unisex-Konzept. Ich war nie so ein mädchenhafter Typ. Ich hing an meiner Jacke so sehr, dass ich sie sogar im Sommer wie eine Sicherheitsdecke über der Schulter dabei hatte, obwohl ich eine Weste trug. Ich hatte keine Handtasche, meine Siebensachen verstaute ich in den Jackentaschen.“

„Ich mag sie, seit ich ein Teenager war“, sagt Ben Freeman, Herausgeber und Creative Director, dessen vielfältige Arbeiten für Zeitschriften wie Dazed das Selbermachen und die digitale Welt zusammenbringen. „Man sah sie erst nur bei Skinheads und Punk-Mädchen in Gothic-Clubs, und irgendwann trug sie jeder, der zu den Raves ging. Bomberjacken sind wie ein Querschnitt durch die Subkulturen, faszinierend. Eines meiner Werke heißt Jacket Ripper. Darin geht es um einen Typen mit einer riesigen Kollektion, der darauf steht, Nylon reißen zu hören. Ich kann das verstehen, würde aber nie eine gute Jacke kaputt machen.“

Nachwuchsfilmer Dan Emmerson zeigt sein Talent für die Dokumentation der rohen Kreativität moderner Jugendkultur. Er wuchs Anfang der 2000er in Brighton auf und fühlte sich zur dortigen Drum 'n' Bass-Szene hingezogen.

„Es gab nur wenige Bomberjacken. Deshalb waren sie wie wertvolle kulturelle Artefakte oder Reliquien. Sie wurden zu deiner Identität.“

„Wer eine trug, war Junglist. Punkt. Der Bruder meines Kumpels war ein MC. Er und seine Crew trugen damals alle welche. Ich weiß noch, wie cool sie darin aussahen. Das hätte ich nie so hingekriegt!“

Joey und Rowan von The Rhythm Method sehen das so: „Sie gehört einfach zu unserer kulturellen englischen DNA, das war schon immer so.“ Genau wie die heutige Bomberjacke fängt ihre Mischung aus Pub Rock, UKG und New Wave die Sicht der nächsten Generation auf Fashion-Legenden von der Straße ein. „Heutzutage gibt es nicht so viel, das Kultstatus verdient. Wir wollen das mit unserer Musik wiederbeleben; die Eigenwilligkeit des Undergrounds, ein Universum von Ideen. Da gehört die Bomberjacke hin. Joey hatte eine, aber verlor sie beim The Great Escape-Festival. Es war ein langes Wochenende, was sollen wir sagen. Wir hoffen einfach, dass der neue Eigentümer sie genauso liebt wie er.“